Blutegel unter'm Röckchen

von Achim

Ich so zu Ursel: "Wollen wir rausgeh'n?"
Sie so: "Gerne. Am Fluss entlang, wär' schön."
Gesagt, getan, wir wollen hier ja nicht überwintern.
Eine halbe Stunde später, ein Zwicken am Hintern.
Sie hebt den Rock und -das ist harsch-,
Tatsächlich da: ein Blutegel am Arsch!
Es hilft kein ziehen, reißen, streng anfassen,
Der Blutsauger will einfach nicht lose lassen.
Flugs, flugs, zurück zur Unterkunft.
Salz hilft wohl, sagt uns die Vernunft.
Die Küche war freundlich und hilfsbereit,
Im Bad den Parasit schnell mit Salz bestreut.
Im Nu ließ er dann vom Opfer ab,
Und landete selbst jäh im Grab:

Prosit Neujahr!

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Orang-Utan-Trek Tag 2

von Achim

Hinweis: Um euch besser in dieses besondere Erlebnis mit hineinzunehmen weiche ich hier von unserem Standard-Artikel-Format ab und verwende z.B. die, für diesen Blog untypische, Gegenwarts-Zeitform.

Bis auf leichten Nieselregen in der Nacht hatten wir bisher Glück mit dem Wetter. Der Plan ist heute früh aufzubrechen und so werden wir um 6:30 von unserem Wecker aus dem “Bett” geworfen. Der Tag startet mit einem liebevoll zubereiteten Frühstück:

Danach geht es durch den Fluss wieder ein Stück des Weges zurück:

In einem verzweifelten Versuch den Gestank meiner verschwitzten Klamotten etwas einzudämmen hatte ich gestern bei Ankunft im Lager meine Klamotten, inkl. Socken, im Fluss gewaschen. Natürlich sind sie bei der hohen Luftfeuchtigkeit nicht annähernd trocken. Und so schlüpfe ich, als es wieder heisst “Wasserschuhe aus, Wanderschuhe an!” mit halbnassen Socken in meine Laufschuhe. Lecker.

Jetzt geht es steil-matschig bergauf und nach ca. zehn Minuten sind wir geruchlich, wie auch optisch, kaum noch von einem Plumpsklo zu unterscheiden. Bei unserer nächsten “Wasserpause” (= Raucherpause für Borneo und Cipta) sieht Ursel eine Riesenameise. Cipta schnappt sie sich und erzählt uns etwas dazu:

Dann steckt er sie sich unvermittelt in den Mund. Nach ein paar Sekunden geht der Mund wieder auf und heraus kommt die Riesenameise. Ein toller Trick!

Es geht immer weiter bergauf über Wurzeln und durch Matsch. Wir müssen aufmerksam sein dass wir in der Pampe nicht ausrutschen und den Abhang herunterfallen. Bei der nächsten Pause machen wir dann den Blutegel-Routinecheck. Wir reden ein bisschen mit Cipta während Borneo den Wald auskundschaftet. Als ich mich zu Ursel umdrehe sehe ich plötzlich ein Blutegel an ihrem Hals. “It’s already attached to her neck!” rufe ich Cipta entgegen. Er spring auf, ruft “not quite yet” und reisst es weg. Puhh, gerade nochmal Glück gehabt! Die Blutegel verursachen doch einigermaßen starke Blutungen, die man nicht unbedingt am Hals haben will. Ich brauche noch eine ganze Weile um die Szene zu verarbeiten. Unterdessen sind wir bereits an einem Aussichtspunkt angekommen:

Wir hören den Ruf eines Nashornvogels, verpassen ihn aber knapp (Ursel kann noch einen Blick im Flug erhaschen). Ab hier treffen wir dann zum ersten Mal auf andere Gruppen. “Gut dass wir nicht zur Hauptsaison hier sind”, denke ich mir. Und weiter geht die Matsche-Tour:

Vermutlich wie bei “Tough-Mudder”, denke ich mir.

Unsere nächste Obstpause legen wir bei einem Argusfasan ein:

Der ist von uns und dem Obst völlig unbeeindruckt. Er stolziert einfach umher und sucht sich sein Fressen auf dem Boden.

Wenn wir anderen Gruppen begegnen, tauschen Cipta und Borneo immer wieder Infos mit ihren Kollegen aus. An einer Stelle haben wir Glück und wir bekommen doch noch einen Nashornvogel relativ gut zu Gesicht:

Ganz schön groß, der Vogel - und ein abgefahrener Schnabel! Wir ziehen weiter als eine lärmende Gruppe russischer Trekker eintrifft. An unserem letzten Picknickplatz sehen wir nochmal recht kurz zwei Orang-Utans. Borneo will schauen wo sie hin sind und geht ein Stück in den Wald. Plötzlich kommt er, wild um sich schlagend, wieder zu uns zurück gerannt und ruft “Honey, Honey!”. Anscheinend hat er wilde Bienen aufgescheucht, die ihn gestochen haben. Das sieht sehr unangenehm aus!

Jetzt gesellt sich eine Horde Thomas-Langur-Affen zu uns. Sie hüpfen durch die Bäume und wir beäugen uns gegenseitig neugierig:

Dann entdeckt Borneo plötzlich Gibbons in einem Baum:

Wir sind völlig fasziniert von diesen Muskelpaketen. Sie sind wohl ziemlich selten und scheu. Von daher empfinden wir es als großes Glück dass sich diese hier scheinbar nicht groß von uns stören lassen:

Es kommt zu einer kurzen Szene zwischen der Gruppe Thomas-Languren und den Gibbons. Jetzt können wir die akrobatischen Fähigkeiten der Gibbons bewundern, die sich wie eine Ninja-Kanonenkugel durch die Bäume schleudern. Ganz klarer Gewinner sind hier die Gibbons.

Das Gibbon-Paar ruht sich dann auf einem Ast aus:

Nach ca. 10min sind sie wieder verschwunden. Wir nehmen noch unser Mittagessen ein und dann geht es über einen steilen, rutschigen, und nicht ganz ungefährlichen, Abhang hinunter zum Dorf. Dort verabschieden wir uns von Cipta und Borneo und gehen das letzte Stück zu unserem Gasthaus alleine. Eine Minute nachdem wir in unserem Zimmer sind fängt es ordentlich an zu regnen. Gott sei Dank erst jetzt. Und nun endlich: Dusche marsch!

Den Trip werden wir so schnell nicht vergessen.

Das geht:

  • Gibbons - der helle Wahnsinn wenn sie sich durch die Bäume schleudern
  • Dass das Wetter gehalten hat - obwohl es beide Tage davor jeweils so stark geschüttet hatte
  • Dusche und frische Klamotten

Das geht nicht:

  • Blutegel, die sich unbemerkt an einem hocharbeiten
  • Lärmende Wandergruppen
  • Von (vermutl.) Riesenhonigbienen gestochen werden. Wenn man richtig Pech hat und einen der ganze Schwarm attackiert, kann das wohl tödlich ausgehen. Erst nachdem Ursel nach der Wanderung recherchiert hat, ist uns aufgefallen wie nah wir ihnen vermutlich in Sri Lanka gekommen sind, ohne es zu wissen. Mehr Glück als Verstand gehabt… Hoffentlich erholt sich Borneo schnell wieder.
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Orang-Utan-Trek Tag 1

von Achim

Hinweis: Um euch besser in dieses besondere Erlebnis mit hineinzunehmen weiche ich hier von unserem Standard-Artikel-Format ab und verwende z.B. die, für diesen Blog untypische, Gegenwarts-Zeitform.

Schon in der Nacht wache ich immer wieder von den starken Regenfällen und dem Gewitter auf. Gestern Morgen hatte es schon ordentlich geschüttet, aber das hier ist die nächste Eskalationsstufe. Es gießt wie aus Kübeln. “Ob wir die Wanderung überhaupt machen können?”, frage ich mich, während mir die 2018 in Thailand verschüttete Schulklasse durch den Kopf geht.

Morgens ist unser Führer Borneo bereits um 8:00 an unserer Unterkunft - eine halbe Stunde früher als verabredet. So hat er noch Zeit um gemütlich eine zu rauchen, während wir uns nach dem Frühstück für die zwei-Tages-Dschungelwanderung bereit machen. Wir wollen uns auf die Suche nach Orang-Utans im Gunung Leuser Nationalpark auf Sumatra machen. Gestern gab es eine kurze Vorbesprechung in der wir die Eckdaten abgeklärt haben: was müssen wir mitbringen, welche Tiere gibt es zu sehen, wie ist die grobe Route, worauf müssen wir achten (z.B. Schlangen). Während dem Zähneputzen geht Ursel auf den Balkon und sieht plötzlich auf der anderen Seite des Flusses einen Orang-Utan den Baum hochklettern:

Wow, das geht ja gut los!

Pünktlich um 8:30 starten wir von unserer Unterkunft im Dorf Richtung Regenwald. Den ersten Teil des Weges, durch das Dorf, sind wir gestern schon gelaufen als wir zur Fledermaushöhle wollten. Wir hatten es nicht bis an unser Ziel geschafft denn der eine Weg war überschwemmt und der andere von einem Bluthund blockiert, an dem Ursel partout nicht vorbei wollte. Als wir an die Gabelung mit den zwei Wegen kommen entscheidet Borneo sich für den Weg mit dem Bluthund. Der junge Hund kommt uns schwanzwedelnd entgegen und sperrt immer wieder sein Maul auf, weil er spielen will. Borneo bekommt Ursel an dem verspielten Hund vorbeimanövriert und wir können weiter laufen.

Zuerst geht es durch Palmölplantagen, in denen wir unseren zweiten Führer, Cipta, treffen:

Weiter geht es jetzt zu viert. Eine ganze Weile laufen wir noch durch Palmölfelder und immer wieder an Häusern vorbei. Cipta zeigt uns diese große giftige Spinne am Wegesrand und sagt wir sollen besser Abstand halten:

Wenn man genau hinschaut sieht man ein orangenes Baby auf ihrem Rücken.

Plötzlich biegen wir in die Botanik ab, in’s Orang-Utan Gebiet:

Es gibt hier keinen Wanderweg, es geht einfach mitten durch’s Gebüsch. Über Wurzeln, unter Lianen und zwischen Felsen hindurch. Stellenweise muss ich an den Laserparcours des Spionagemuseums in Berlin denken. Nach einer Weile, und ein paar noch rechtzeitig entfernten Blutegeln, kommen wir ziemlich durchgeschwitzt an einer Höhle an:

Wir können unsere Rucksäcke ablegen und unsere Führer schauen in der Gegend nach Orang-Utans. Plötzlich sagt Cipta: “Orang-Utan, Orang-Utan!”. Und tatsächlich klettert da eine Mama mit ihrem Baby durch den Baum:

In relativ kurzer Zeit ist sie schon um die Ecke gebogen und wir versuchen ihr am Boden zu folgen. Das ist schier ein Ding der Unmöglichkeit, weil wir keine Machete dabei haben. Also gehen wir zurück in die Höhle. Kurz darauf kommt noch ein Orang-Utan, vermutlich das zweite Jungtier der Mutter, vorbei:

Dieser legt sich erstmal in den Baum und ruht sich aus. Nach ca. 10min scheint es ihm aber zu langweilig zu werden und er zieht weiter:

Richtig cool! Das waren echt tolle Sichtungen und wir sind sehr glücklich dass wir so eine gute Sicht hatten. Wir können sehr gut nachvollziehen warum Orang-Utan “Waldmensch” bedeutet.

Kurz darauf sitzen wir überraschenderweise auf der Terasse von Louise, der Inhaberin von Sumatra EcoVentures, bei der wir diese Tour gebucht hatten (danke Merlin und Tabea für den heissen Tipp!). Es gibt eine kleine Obstpause und unsere Führer haben Zeit für eine Zigarette.

Weiter geht es durch ein paar lose Gasthäuser zu einer zweiten Stelle, an der immer wieder Orang-Utans gesichtet werden. Wir haben aber kein Glück und gehen weiter zu unserem Picknickplatz am Fluss. Dort gibt es leckeren Fried Rice und Crispy Chicken auf dem Bananenblatt serviert. Was Borneo und Cipta nicht alles so in ihren Rucksäcken mitschleppen…

Nach der Stärkung führt uns der Weg weiter durch lose Siedlungen. Fast immer wenn wir auf andere Personen treffen oder an einem Haus vorbei laufen gibt es einen kleinen Schnack mit unseren Führern - machmal auch ohne dass man das Gegenüber überhaupt sieht. Dann kommen wir an einen Fluss:

Ein Stückchen weiter heisst es dann “Wanderschuhe aus, Wasserschuhe an!":

Wir waten durch den Fluss stromaufwärts. Das kalte Wasser an den Beinen und der Schatten der Bäume tut unglaublich gut in dieser schwülen Hitze. Nach ca. einer Stunde, wir kommen immer wieder an leeren Camps vorbei, erreichen wir unser Nachtlager:

Dort wartet auch schon unser gut gelaunter, ständig singender, Koch mit einem Tempe-Snack auf uns. Viel besser ist jedoch dass wir endlich aus den verschwitzten Klamotten heraus und uns im kühlen Fluss frisch machen können:

Das tut gut!

Wir haben noch etwas Zeit zu entspannen. Dann bricht langsam die Dunkelheit herein und das Abendessen wird serviert:

Nicht lange nach dem Abendessen kriechen wir sehr früh in unsere Hütte (offene Konstruktion mit zwei Outdoormatratzen auf einer Plastikfolie mit einem Moskitonetz umspannt). Trotz dessen dass es noch viel zu früh, wir ca. 40cm zu lang, und es viel zu warm ist, schlafen wir irgendwann ein. Was für ein Tag.

Das geht:

  • Orang-Utans in freier Wildbahn sehen
  • Leckeres Regenwald-Camp-Essen - das beste in Indonesien bisher!
  • Baden im kühlen Flusswasser

Das geht nicht:

  • Alter Schwede, unsere beiden Führer sind quasi Kettenraucher - erstaunlich wie fit sie trotzdem sind
  • Nachts um 1:00 mit Nachdruck vom flotten Otto geweckt werden
  • Der Endgegner: das Plumpsklo im Camp (quasi eine in die Erde eingelassene Porzellanschüssel ohne Brille, Deckel oder sonstigen Klimbim, bei der man sich fragt wo das Abwasser eigentlich landet)

Bukit Lawang

von Achim

Gestern sind wir von Medan nach Bukit Lawang gefahren. Schon aus dem Flugzeug hat man in Malaysia riesige Palmölplantagen gesehen. Bei der Anfahrt nach Bukit Lawang (Indonesien) war das nicht anders. Hier werden die Ölfrüchte gerade abtransportiert:

Malaysia und Indonesien sind die Hauptprodukteure von Palmöl.

Bukit Lawang ist ein kleines Dorf am Rande des Gunung Leuser Nationalparks. Von hier aus kann man Touren starten um Orang-Utans in freier Wildbahn zu sehen. Der Regenwald hier sieht echt krass aus:

Eine, scheinbar undurchdringbare, grüne Wand.

Wir haben erstmal einen kleinen Spaziergang gemacht. Hier gibt es viele Affen. Man sieht sie überall im Dorf:

Die Einwohner lieben ihre Roller und Mopeds. Selbst durch die engsten Gassen und über abenteuerliche Brücken wird gefahren:

Weiter aus dem Dorf raus wird es dann etwas ruhiger:

Es ist unglaublich wie geschmeidig sich die Affen hier durch die Bäume bewegen. Sehr beeindruckend ihnen dabei zuzuschauen.

Man ist umgeben von sattem Grün:

Schöner Tagesabschluss.

Heute wollten wir eigentlich zu einer Fledermaushöhle aber der Weg dorthin war überschwemmt. Also haben wir einfach ein bisschen das Dorf erkundet. Die Leute baden am Fluss oder lassen sich runtertreiben:

Es gibt mehrere Hängebrücken über den Fluss. Der Mittelverstärkung nach zu urteilen rollern die Leute auch hier drüber (wir haben allerdings nur Fußgänger gesehen):

Beim Mittagessen hat Ursel sich die “große Obstplatte” als Nachtisch bestellt:

Die hat ihrem Namen alle Ehre gemacht. Wir haben sie uns dann geteilt.

Das geht:

  • Dichter Regenwald
  • Bisher erfreulich wenig Moskitos (das wird sich bei unserem Dschungeltrek morgen vermutlich schlagartig ändern)
  • Dass man hier Rösti bestellen kann. Anscheinend wurde die Orang-Utan-Auswilderungsstation von Schweizern aufgebaut. Offenbar haben sie hier auch kulinarische Spuren hinterlassen - sehr zu unserer Freude.

Das geht nicht:

  • Riesige Monokulturen - machen wir aber leider auch nicht besser
  • Klopapier dass sich quasi schon beim anschauen auflöst
  • Seltsame, selbsternannte “Begrüßungskomitees”, die einem ungewollt bis zur Unterkunft begleiten - irgendwie unangenehm
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