Heute bin ich etwas früher aufgewacht und konnte den Vollmond tief über Berlin hängen sehen:
Eine prächtige goldene Himmelsscheibe.
Heute bin ich etwas früher aufgewacht und konnte den Vollmond tief über Berlin hängen sehen:
Eine prächtige goldene Himmelsscheibe.
Der 08. März ist internationaler Frauentag und in Berlin, als einzigem Bundesland, ein Feiertag. Wir haben den freien Tag genutzt um die Ausstellung “Alltag in der DDR” im Museum in der Kulturbrauerei zu besuchen.
Die kostenlose Ausstellung hat einem das normale Leben der DDR Bürger nähergebracht. Den Anfang machte die Arbeitswelt:
Es war u.a. ein Schreibtisch ausgestellt und wenn man den Hörer am Telefon abnahm hat Walter Ulbricht verkündet wie viel besser das Leben in der DDR, im Vergleich zur BRD, dank der Planwirtschaft, doch bald sein würde.
In der DDR waren fast alle Betriebe als VEBs (“Volkseigene Betriebe”) verstaatlicht. Diese besaßen eine Vielzahl an Ferienheimen und es war anscheined üblich hier mit der Firma seine Ferien zu verbringen:
Nicht dass man noch alleine in den Urlaub fährt und auf dumme Gedanken kommt…
Überall gab es Wettbewerbe und Orden, wie den “Held der Arbeit”, um die Leute bei Laune zu halten und tiefer in’s System zu integrieren:
Die “politische Erziehung” erfolgte nicht erst am Arbeitsplatz sondern begann schon im Kindergarten:
Heftig. So betreibt man wohl erfolgreich Gehirnwäsche.
Es waren viele Alltagsgegenstände aus der DDR ausgestellt, z.B. das Kultmoped “Schwalbe” von Simson:
Die Partei hat überall ihre Finger im Spiel gehabt und es gab kein entkommen vor der Propaganda. Hier ein Plakat zum zehnten Parteitag:
“Immer zum Wohle des Volkes”. Ja, ist klar.
Ebenso irrwitzig das Plakat mit der Aufschrift “35 Jahre Kampf für den Frieden!":
Es braucht in autokratischen Staaten anscheinend immer irgendeine herbeifantasierte Bedrohung von aussen.
Super interessant war auch der Teil zur Freizeitgestaltung in der DDR, in dem dieser Trabi mit Dachzelt stand:
Damals voll die Erfindung! Anscheinend gibt es da immer noch sowas wie eine Szene.
Alles in allem eine super interessante Ausstellung in der das Ausmaß, in dem das Regime die Bürger indoktriniert und ihren Alltag bestimmt und überwacht hat, sehr greifbar wurde. Aber auch alltägliche Aspekte wie Wünsche, Nöte, Hoffnungen und Gemeinschaft wurden einem sehr anschaulich näher gebracht.
Die Ausstellung ist von der Fläche her nicht sonderlich groß aber richtig gut gemacht! Sie hat eine große Informationsdichte und einen angenehmen Medienmix sowie liebevoll gestaltete Räume. Und dass man hier sogar kostenlos reinkommt ist natürlich mega.
Bei uns in der Nähe gibt es eine Wand die immer mit Konzertplakaten übersät ist:
Nachdem 2022 langsam die ersten Corona-Lockerungen kamen und Konzerte wieder erlaubt waren stand hier eines Tages plötzlich eine lange Menschenschlange. Erst dann ist mir aufgefallen dass da ja ein Garagentor ist. Dahinter kommt ein Club zum Vorschein: das Hole44. Hier habe ich letztes Jahr bereits Obscura sehen können und war damals schon überrascht wie gepflegt der Club ist. Bei dem Namen hatte ich tatsächlich eher ein “Loch” erwartet - erst recht in Neukölln.
Gestern hat hier die Band Erra gespielt. Ich habe mich aus zwei Gründen sehr gefreut:
Ein Bonus war dass Ursel und ein Freund auch mit am Start waren. Die erste Band haben wir ausgelassen, deshalb ging es für uns mit Invent Animate los. Danach kamen Silent Planet, die mit ihrem Set schon etwas Bewegung in die Bude brachten:
Im Anschluss waren Erra, als Hauptpunkt des Abends, an der Reihe:
Spätestens da ist das Moshpit so richtig in Bewegung gekommen. Hat Spass gemacht die Energie der Menge zu beobachten, sich mal wieder in den Pulk zu schmeissen und das Tanzbein zu schwingen.
Und dass wir danach in 5min nach Hause laufen konnten war einfach der Hammer! Ich war sicherlich nicht das letzte Mal hier.
Nur eine halbe Zug-Stunde von Berlin entfernt befinden sich die Tropical Islands. Es ist, ähnlich wie der Kohletagebau, etwas das man mal gesehen haben muss wenn man schon in der Nähe ist. In der riesigen Halle der ehemaligen CargoLifter AG ist ein Badeparadies mit Saunalandschaft und Indoor-Tropenwald entstanden.
Vom Bahnhof “Brand Tropical Islands” wird man von einem Shuttlebus abgeholt und zum Eingang der gigantischen Badehalle gebracht:
Sie ist so groß dass man sie nicht wirklich gut auf’s Bild bekommt.
An Eingang und Kasse hat uns erstmal Anarchie und Chaos erwartet. Das Personal war offenbar komplett überfordert mit der Situation und so hat es eine ganze Weile gedauert bis wir endlich eingelassen wurden. Drinnen erwartete uns neben dem versprochenen Tropenwald (sogar mit einem echten, freilaufenden bunten Huhn und einem Schmetterlingshaus!), zwei große Innenbecken, ein Aussenbecken und zwei große Rutschentürme. Zwischendrin gibt es zahlreiche Häuschen die als Nachtunterkunft dienen, Restaurants, Einkaufsgelegenheiten und eine Vergnügungsmeile für Kinder. Insgesamt ist die Atmosphäre eine Mischung aus Ballermann und Las Vegas - nur familienfreundlicher.
Der Saunabereich war ganz nett gestaltet, allerdings ein bisschen kühl und laut um so wirklich runterzukommen. Aber klar, es ist alles in dieser riesigen Halle. Ich möchte nicht wissen was die jeden Tag an Heizkosten haben.
Nach einem langen Tag und unzähligen Euros ging es dann Nachts mit dem Shuttle wieder zurück zum Bahnhof “Brand Tropical Islands” an dem wir dann eine Stunde im Kalten warten mussten weil die Bustaktung so schlecht war dass wir den Zug nach Berlin ganz knapp verpasst haben. Wer plant so etwas?
Ursels Fazit: “ich komme nie wieder”. Meines fällt ähnlich aus.
Aber der Tropenwald und die Inneneinrichtung war schön gemacht, das muss man ihnen lassen.
Ich weiss nicht ob ich dieses Datum je wieder vergessen werde: der 24.02.2022. Obwohl Russlands Angriff auf die Ukraine an diesem Tag weit von uns entfernt stattgefunden hat, hat er für mich doch vieles verändert. Neben meinem Denken über Bundeswehr, Militär und Rüstungsindustrie, die NATO, Energiesicherheit und Europa vor allem aber eins: mein Bild von Russland.
Was an diesem Tag passiert ist hat mich einfach nur fassungslos gemacht und ich konnte es fast nicht glauben als ich die Berichte in der Zeitung gelesen habe: Russland fällt in die Ukraine ein. Ich kann mich noch gut daran erinnern dass die Amis schon Wochen zuvor davor warnten dass die Russen die Ukraine eventuell angreifen wollten. Ich hielt das für übertrieben und dachte dass sie Ruaaland mal wieder als den “Buh-Mann” darstellen wollen. Auch in der Ukraine hat man gewitzelt dass, wenn die Amis denn Informationen haben wann dieser angebliche Angriff denn stattfinden soll, man es sie doch bitte wissen lassen solle. Putin selbst hat noch einen Tag davor gesagt dass hier keiner vor hat die Ukraine anzugreifen und dass die Amis mal nicht solche Gerüchte verbreiten sollten.
Und dann war es soweit. Russland ist in die Ukraine einmarschiert.
Es war unglaublich vor einem Jahr die Solidarität mit der Ukraine und den Einsatz der Menschen hier in Berlin und in ganz Europa zu sehen. Wir selbst haben Anfangs zwei Flüchtlinge aufgenommen. Ich habe noch sehr gut die Bilder der Menschenströme am Berliner Hauptbahnhof im Kopf. Das Chaos und die Leute die völlig übermüdet aus der Ukraine hier ankamen. Und wie ich am 27.02.2022, dem Sonntag nach dem Angriff, mit zehntausenden anderen Menschen auf die Straße gegangen bin:
Ich war an diesem Tag sehr berührt von den Menschenmassen die vom Alexanderplatz bis zur Siegessäule reichten. Und, wie alle, erfüllt von einer unglaublicher Wut auf Putin.
Ein Jahr später: Russland hat nichts als Tod und Zerstörung über die Ukraine gebracht. Nichts scheint vor ihnen sicher zu sein. Sie bombardieren wahllos Wohnhäuser, Kindergärten, Schulen, Krankenhäuser. Sie foltern, morden, vergewaltigen, rauben und entführen. Sie drohen der Welt mit Atomwaffen. Ihnen scheint jede Achtung vor dem Leben und sogar ihrem eigenen Volk zu fehlen wenn man sieht wie sie ihre Landsleute an der Front verheitzen. Und dann ständig diese Lügen. Freiheit, Wahrheit und Denken scheint in Russland nicht mehr zu existieren. Es wurde durch Unterdrückung und Propaganda ersetzt. Meine Oma hat mir ähnliche Geschichten aus Nazi-Deutschland erzählt.
Und auch dieses Jahr sind die Menschen in Berlin zusammengekommen um vor der russischen Botschaft ihre Empörung über die russische Aggression auszudrücken:
Es wurde ein zerstörter russischer Panzer vor der russischen Botschaft aufgestellt:
Der Panzer wurde aus der Ukraine nach Berlin gebracht. Sein Kanonenrohr war symbolisch auf die russische Botschaft gerichtet:
Vor dem Brandenburger Tor war dann das Ende des Demo-Zuges und es gab u.a. eine aufgezeichnete Ansprache von Präsident Selenksyj:
Ich hoffe die Ukraine wird, mit unserer kräftigen Unterstützung, stand halten und ihre Freiheit wieder finden. Wer weiss, vielleicht hat sie sie am 24.02.2024 bereits wieder.