Ein kleiner Ausflug nach Vietnam

von Achim

Ein gutes Wochenend-Erlebnis in Berlin ist ein Besuch des vietnamesischen Dong Xuan Center:

Es besteht aus mehreren trostlosen Fabrikhallen die alle gleich aufgebaut sind. In der Mitte geht längs ein Gang durch von dem links und rechts Verkaufräume abzweigen:

Viele Händler haben ihren Verkaufsräumen wohlklingende Namen wie z.B. “Frühlingsknospe” gegeben:

Dort werden die Waren dann, oft noch in Plastik verpackt, ausgestellt. Immer wieder sieht man Schilder auf denen “Nur Großhandel!” steht. Vermutlich schreiben sie das damit sie nicht die Auflagen für den Einzelhandel erfüllen müssen.

Das Spektrum der Produkte ist wirklich sehr weitreichend. Es gibt jede Menge “Plastik-Schrott” aber auch viel Hauswaren und Textilien:

Eine Halle hatte einen bunten Platsik-Blumenladen:

Im nächsten wurden Manga-Stofftiere verkauft:

Und aus irgendeinem Grund gab es eine unglaubliche Anzahl an Friseuren:

Ein Lebensmittelhändler hatte bunte Chupa Chups Getränkedosen:

Dort konnte man auch Gewürze in 1kg Beuteln kaufen - und Reis in 20kg Säcken:

Ziemlich riesig waren auch die Jackfruits, die dort angeboten wurden:

Sie hatten ausserdem alle möglichen abgefahrenen Obst und Gemüsesorten. Wenn man abenteuerlustig ist sollte man sich was mitnehmen. Haben wir natürlich gleich gemacht und u.a. gelernt wie eine Mangostan Frucht schmeckt.

Wenn man so durch die Hallen geht und die ganzen Waren anschaut kommt man nicht umhin sich vorzustellen was dieser ganze Konsum und die Logistik für die Umwelt bedeutet. Die ganzen Sachen werden irgendwo in Asien hergestellt, zu uns verfrachtet und dann hier wieder verkauft. Allein schon die Transportverpackungen sind nicht zu vernachlässigen, von der Energie, dem Materialaufwand und Schadstoffausstoß für Herstellung und Transport ganz zu schweigen:

Wenn man sich mal vorstellt dass in diesen Hallen nur ein winziger Teil dessen umgesetzt wird was täglich allein in Berlin über die Ladentheken geht, kann man nur erahnen welche gigantischen Ausmaße unser globales Wirtschaftssystem hat. Wie lange diese Produkte wohl benutzt werden bevor sie im Müll landen?

Definitiv wieder eine gute Erinnerung sehr sparsam und bewusst zu konsumieren.

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Dann ist es nicht mehr Bio

von Achim

Seit der Corona-Pandemie sind ja allerlei abstruse Verschwörungstheorien aufgekommen. Bei unserem Bäcker gibt’s eine neue: wenn man ein Bio-Brötchen und ein Brötchen aus “konventioneller” Landwirtschaft in eine Tüte macht dann ist das Bio Brötchen nicht mehr Bio. Das ist ungefähr so wie wenn man mir erzählen wollte dass wenn man einen Braeburn- und einen Elstar-Apfel in die gleichte Tüte packt, sie dadurch ihre Sorte verlieren.

Scheint so als ob ich meine (Bio-) Brötchen nur noch mit Stuss bekomme. Naja, immerhin schmeckt’s.

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Auf den roten Teppich gekackt

von Achim

Wir sind es ja schon gewohnt dass bei uns hier in Neukölln nicht immer alles so schnike ist. Der ganze Müll auf der Straße, Hundehaufen auf dem Gehweg, Leute die ihre Pullis oder Hosen mitten im Park verlieren(?) oder auch geparkte Autos bei denen die Räder abmontiert wurden. Naja, man sucht sich sein Viertel ja auch ein Stück weit aus.

Aber wenn dann im Hausflur auf den Teppich gekackt wird, dann ist das einfach zu viel des Guten:

Immerhin war es nur ein Haustier. Aber trotzdem: muss das denn sein?

Zu meinem positiven Erstaunen wurde der Haufen jedoch, für die Verhältnisse unseres Hauses, relativ schnell beseitigt und war am nächsten Tag schon wieder weg.

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Hochdeutsch als Fremdsprache

von Achim

Wenn man bisher nur in seiner Heimat gelebt hat stellen sich manche Fragen gar nicht. Zum Beispiel, welche Sprache soll ich eigentlich sprechen: meinen lokalen Dialekt oder Hochdeutsch? Aber hier in Berlin sieht die Sache auf einmal ganz anders aus. Vor allem wenn man einen (anscheinend) ziemlich starken südbadischen Akzent hat. Bisher war das für mich kein Thema: man redet halt wie man redet, die Leute verstehen einen schon. Ich muss jedoch sagen dass ich mir mit dem Umzug nach Berlin tatsächlich immer wieder Gedanken darüber gemacht habe: hochdeutsch oder “normal”? Ich habe schon des öfteren gehört dass die Norddeutschen die Süddeutschen teilweise nicht verstehen - mir geht’s andersrum ja manchmal auch so (heftiges Plattdeutsch finde ich zwar toll, kann es aber nicht wirklich verstehen). Von daher habe ich bereits bei meinem Vorstellungsgespräch meine ganze Kraft zusammengenommen und Hochdeutsch geredet - eine äußerst befremdliche Erfahrung für mich. Als ich später einmal tatsächlich ein bisschen auf der Arbeit “gesüdbadischt” habe, hat ein Arbeitskollege mich nicht verstanden und mich nur sehr verwirrt angeschaut. Für ihn habe ich tatsächlich eine Art Fremdsprache gesprochen. Auch werden hier teilweise Wörter ganz anders verwendet. Kleine Kostprobe (Südbadisch nach Berlinerisch):

  • Schnake: Stechmücke
  • Kohlschnake: Schnake
  • Berliner: Pfannkuchen
  • Pfannkuchen: Eierkuchen
  • Unterhose: Schlüpfer
  • Walholz: Nudelholz
  • Schneckennudel: Zimtschnecke
  • Vesperbrot: Stulle
  • Wasserweckle: Schrippe
  • Kehrwisch: Handfeger und Kehrblech

Es ist so dass das verwenden südbadischer Wörter meist Unverständnis, Verwunderung oder Belustigung hervorruft. Und so habe ich mich in Berlin bisher mit Hochdeutsch durchgewurstelt. Aber so ganz wollte mir die Frage nicht aus dem Kopf gehen, da sie ja auch etwas mit Identität und Authentizität zu tun hat. Dass ich aufgrund meiner Anstellung bei Bosch öfters mit Schwaben zu tun habe die meinen lokalen Dialekt sehr gut verstehen können, hat es nicht einfacher gemacht.

Das Gute ist dass wir mit diesem Thema ja bereits in ähnlicher Weise Erfahrung gesammelt haben. Und so habe ich an unsere Zeit in Kanada gedacht und mir überlegt wie wir’s da gemacht haben (wir berichteten). Da wir dort sehr gut integriert waren, haben wir wohl vieles richtig gemacht. In Kanada hat sich die Frage nach der Sprache nicht gestellt, da war Englisch angesagt. Wie aufmerksame Leser unseres Blogs vielleicht wissen haben wir nicht nur in der Öffentlichkeit Englisch gesprochen, sondern auch untereinander im Privaten. Es gab dort bei mir auf der Arbeit die Situation dass wir mit einer kleinen US-Beratungsfirma zusammengearbeitet haben, deren Mitarbeiter aus Deutschland kamen. Ich habe trotzdem immer Englisch mit ihnen gesprochen. So konnten mich meine Kollegen im Büro immer verstehen wenn ich mit ihnen telefoniert habe und auch sonst gab es keine Probleme weil plötzlich Teile der Korrespondenz in Deutsch waren. War auch etwas komisch für mich, aber letztendlich waren wir ja auch in Kanada. Ebenso haben wir bewusst vorrangig Kontakt zu Einheimischen gesucht, auch wenn es mit anderen Deutschen anfangs vielleicht einfacher gewesen wäre. Auch mit Essen und unserem Verhalten haben wir uns, soweit es für uns Sinn gemacht hat, an das Gastland angepasst. Das hat uns sehr geholfen dort gut Fuß zu fassen und uns selbst nicht als Fremdkörper in unserer neuen Heimat zu fühlen. Interessanterweise hat das auch solange gut funktioniert wie wir Englisch gesprochen haben. Haben wir wieder Deutsch in der Öffentlichkeit gesprochen, etwa weil Besuch da war, war das für uns plötzlich ein ganz komisches Gefühl und wir kamen uns wie Touristen in unserer eigenen Stadt vor.

Zurück nach Berlin: wir sind hier ja in einer erstaunlich ähnlichen Situation und ich habe beschlossen es ähnlich zu halten wie in Kanada: ich passe mich unserer neuen Heimat an (Abweichung: miteinander reden wir unsere “Muttersprache” denn die meisten hier können die schon verstehen). Schließlich wohne ich jetzt hier. Und wie auch schon in Kanada, machen wir damit bisher auch sehr gute Erfahrungen. Und den ganzen Lokalhumor, den kapiert hier oben sowieso keiner…

P.S.: Richtig Berlinerisch zu lernen wäre dann Stufe 2. Aber das ist nicht einfach denn leider berlinern hier nur sehr wenig Leute.

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Festival of Lights

von Achim

Das Festival of Lights findet jedes Jahr in Berlin statt. Es gibt Installationen und angestrahlte Gebäude über die Stadt verteilt. Wir haben am Potsdamer Platz angefangen, wo es gleich in der Nähe des Bahnhofs eine kleine Passage mit Wandmalereien und Schwarzlicht gab:

Vor der Spielbank Berlin waren eine leuchtende aufblasbare Schnecke und Raupe ausgestellt:

Gleich in der Nähe befindet sich der kleine Piano-See, auf dem die Installation “Schwanensee” mit mechanischen Schwänen aufgebaut war:

Die sind im Wasser herumgeschwommen und haben aus der Entfernung täuschend echt gewirkt.

Das Brandburger Tor wurde angeleuchtet und sah einfach spektakulär aus:

Es wurde ein beeindruckender Animationsfilm zum Thema “Vision of our Future” darauf projiziert, welcher richtig schön mit der Form des Bauwerks gespielt hat. Wirklich beeindruckend wie leuchtend die Farben aussahen. Die Projektoren müssen sehr lichtstark sein.

Die angestrahlten Gebäude am Bebelplatz sahen auch toll aus. Die juristische Faktultät der Humboldt Uni (rechts) war richtig kitschig beleuchtet, was aber mit den knalligen Farben echt was hergemacht hat:

In der Mitte sieht man das “Hotel de Rome”, auf dessen Fassade ebenfalls ein Kurzfilm abgespielt wurde.

Gleich in der Nähe, im Lustgarten vor dem Berliner Dom, hatten ein paar Leute diese sonderbaren fliegenden Leuchtwesen in die Luft aufsteigen lassen:

Und auch das Wahrzeichen Berlins, der Fernsehturm am Alexanderplatz, wurde angestrahlt und mit einer Kurzfilm-Projektion versehen:

Schöne Idee, gute Stimmung und sehr gut gemachte Animationsfilme. Bin schon gespannt was nächstes Jahr dran ist.

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