Aus Panama haben wir ein kleines Paket gepressten Kakao mitgebracht. Wir haben das Paket von einer Kooperative auf der Feria Internacional de David erstanden. Der Inhalt ist ein ziemlich harter Block bestehend quasi aus gemahlenen Kakao-Nibs:
Ursel dachte sich dass wir das mal verarbeiten sollten bevor der Kakao seinen ersten Geburtstag feiert. Nachdem der erste Teil zu heisser Schokolade verarbeitet wurde, hat sie sich mit dem zweiten Teil ans Schokolade machen herangewagt.
Zuerst wurde der Kakao vom Block gelöst und dann im Mörser zerstampft:
So wird das Öl herausgepresst und verteilt sich besser. Diese Arbeit ist sehr anstrengend und zeitintensiv. Zurück bleibt eine Kakaomasse.
Im nächsten Schritt hat sie Milch und Sahne im Topf erwärmt und das Wasser herausgekocht. Bei cremiger Konsistenz wurde der Topf vom Herd genommen und das Kakaopulver untergemischt. Anschließend hat sie Vanillezucker zum süßen beigemengt. Die Hälfte der Masse wurde zusätzlich mit Kaffee aus Costa Rica verfeinert und alles zum Schluss noch auf Backpapier in Form gebracht:
Das Endprodukt war also eine richtig selbstgemachte mittelamerikanische Schokolade (links mit Kaffee, rechts ohne). Relativ grob aber lecker. Überraschenderweise war mein Favorit die mit dem Kaffee.
Nachdem Ursel die letzten Wochen fleissig auf Wohnungssuche war, haben wir nun Anfang November einen Treffer gelandet und sind letztes Wochenende umgezogen. Nachdem der Transporter in der alten Heimat relativ schnell beladen war, haben wir uns am Samstag morgen auf den Weg gemacht. Das ging auch alles gut. Bis kurz nach Bayreuth. Da hat dann plötzlich das Gaspedal gestreikt. “Motor überhitzt” hieß es auf der Anzeige im Armaturenbrett. Na Klasse! Nach etwas abkühlen lassen konnten wir uns bis zur nächsten Tankstelle retten. Ausgestiegen, Motorhaube geöffnet und dann erstmal ziemlich planlos nach dem Problem gesucht:
Na, wer sieht’s? Genau: hier fehlt ein Deckel. Nach konsultieren des Fahrzeughandbuchs wurden auch die letzten Zweifel ausgeräumt dass es sich dabei um den Deckel des Behälters für die Kühlflüssigkeit handelte.
Wir sind ja jetzt beide nicht so direkt die Kfz-Leuchten, also haben wir sicherheitshalber über Europcar den ADAC holen lassen. Der freundliche Franke hat uns dann erklärt dass wir ohne den Deckel für den Wassertank nicht weiterfahren können würden. Dann fing er an den Deckel im Motorraum zu suchen. Anscheinend sind die Dinger auch nicht genormt. Da der Motorraum nach unten offen war und er den Deckel, auch nach unters Auto krabbeln, nicht finden konnte liess bei uns langsam die Hoffnung nach. Er war vermutlich einfach bei der Fahrt auf die Straße gefallen. Als wir den ADAC-Mann fragten wie’s denn weitergehen würde ohne Deckel erklärte er uns dass wir ein neues Fahrzeug würden finden müssen - schwer, da sehr begehrt -, alles umladen und dann erst könnten wir weiterfahren. Der totale Super-GAU, also! Nach dieser Horror-Nachricht schickte Ursel ein kurzes Stossgebet zum Himmel: “Gott, bitte mach' dass wir den Deckel jetzt finden”. Der ADAC-Mann schaute nochmal in den Motorraum und sagte plötzlich: “hier ist der Deckel!”. Wir konnten es kaum glauben und waren überwältigt vor Freude und Erleichterung! Nachdem er dann noch den Motor auf Schäden untersucht hatte und alles gut aussah konnten wir weiterfahren. Wir waren super dankbar!
Nach Übernachtung bei Leipzig ging es am Sonntag-Morgen dann an’s Eingemachte. Ausladen und hochtragen. In den 4. Stock (hohe Decken, entspricht daher dem 6. Stock in einem normalen Haus). Ohne Aufzug. 88 Stufen. Ungefähr so:
Für unseren geplanten Umzug nach Kanada hatten wir auf möglichst wenig Kisten optimiert, nicht auf Gewichtverteilung. Das hat sich jetzt natürlich bitter gerächt. Wir wollten unseren Helfern diese Monster-Kisten nicht zumuten und haben sie deshalb selbst hochgeschleppt. Wir waren dann heilfroh als unsere Helfer eintrafen und der Rest dann super schnell erledigt war.
Wir waren dann erstmal fix und alle. Als wir angefangen haben die Kisten auszupacken und folgendes Buch entdeckten kam es uns vor wie Spott:
“Overcoming Gravity 2”. Das wohl dickste und schwerste Fitness-Buch das ich besitze. Der Titel trifft’s hervorragend. Aber das nächste mal dann nur noch mit Umzugs-Firma.
Immerhin: nicht jeder hat eine Wohnung mit eingebautem Fitness-Studio.
Letztes Wochenende wollten wir raus in die Natur und haben einen kleinen Ausflug nach Potsdam gemacht. Dort befindet sich der “Wissenschaftspark Albert Einstein”, in dem u.a. das Leibniz Institut für Astrophysik angesiedelt ist. Das heisst dort steht jede Menge cooles Zeug rum. Neben einer Anlage mit einem Supercomputer zur Berechnung von Klimamodellen gehören zahlreiche Sternwarten dazu:
Von historischer Bedeutung im Park ist der Einsteinturm:
Er wurde in den 1920er Jahren erbaut. Mit Hilfe dieses eigenwillig gestalteten Sonnenobservatoriums sollte Einsteins Relativitätstheorie experimentell bestätigt werden:
Der Wissenschaftspark liegt mitten im Wald. Dort fühlen sich nicht nur die Wissenschaftler, sondern auch zahlreiche Tiere, wohl:
Potsdam liegt an der Havel, einem sehr breiten Fluss der eigentlich mehr an einen See erinnert:
Am Ufer haben die Bewohner dieser Flusslandschaft ihre Spuren hinterlassen:
Den Biber dazu haben wir leider nicht gesehen.
Der Herbst zaubert bunte Farben auf die Blätter der Pflanzen:
Wenn man in Berlin ist kann man den deutschen Bundestag besichtigen. Dazu muss man sich allerdings vorher anmelden. Vor ein paar Wochen war dort Sonntags allerdings “Tag der offenen Tür”. An diesem Tag konnte man einfach unangemeldet rein und sich das mal anschauen. Die Chance haben wir natürlich nicht ungenutzt gelassen.
Den Plenarsaal kennt man ja aus den Nachrichten. Dort sitzen die Fraktionen, halten Reden und stimmen über Vorschläge ab:
Bereits am Eingang kann man ein kleines Büchlein mit dem Grundgesetz mitnehmen. Überhaupt dreht sich hier sehr viel um Gesetze. Auf einer sehr langen Tischreihe waren Gesetzesvorschläge der Parteien ausgelegt:
Von “Forschung und Innovationen für klimafreundliches Fliegen” (FDP) über “Masterplan gegen Geldwäsche” (Die Linke) bis hin zu “Pauschalreisende bei Insolvenzen wirksam schützen” (Die Grünen) war alles dabei. Diese sind auch im Internet einsehbar. Ob das letzte Gesetz rechtzeitig vor der Thomas Cook Pleite verabschiedet werden konnte weiss ich allerdings nicht.
In einer Bibliothek befinden sich ganze Wandregale voller Protokolle, zusammengebunden zu schicken Büchern:
Ein Kunstwerk im Innenhof erinnert daran für wen die ganze Arbeit, die teils bis tief in die Nacht andauert, gemacht wird:
Sehr gut gefallen hat uns dass man immer wieder Leute ansprechen konnte, die einem dann die Vorgänge und Einrichtungen erklärt haben. Obwohl wir das Meiste zwar schonmal vor vielen Jahren in der Schule gehört hatten, war uns vieles einfach nicht mehr präsent.
Teilweise sieht man noch Botschaften an den Wänden, welche russische Soldaten nach der deutschen Niederlage im zweiten Weltkrieg hinterlassen haben:
Wer der russischen Sprache mächtig ist kann sicher die ein oder andere Botschaft entschlüsseln. Was man wohl jemandem nach so einem Krieg an die Wand des Regierungsgebäudes schreibt?
Einer der Höhepunkte des Besuchs war die Dachterasse mit der riesigen Glaskuppel:
Ein imposanter Anblick! In der Glaskuppel führen zwei Wege in Anordnung eines Doppelhelix zur Spitze und wieder hinunter. Dort gibt es auf einem Zeitstrahl Informationen zur deutschen Geschichte:
Zum Beispiel zur deutschen Sozialversicherung. Schon im Jahre 1913 wusste man: “Die deutsche Sozialversicherung steht in der ganzen Welt vorbildlich und unerreicht da.” Damals wie heute sind wir also ganz vorne mit dabei.
Von der Dachterasse hat man einen tollen Ausblick über Berlin:
Der Tag war wirklich klasse um einen guten Einblick in die Politik und eine bessere Vorstellung von der Arbeit im Bundestag zu bekommen. Ich hoffe dass es auch in Zukunft einen “Tag der offenen Tür” im Bundestag geben wird, um uns Bürgern die Politik greifbarer zu machen.