Ach du Schreck, Rucksack weg!

von Achim

~Artikel nachträglich veröffentlicht am 26.11.2018 wegen fehlendem Laptop-Netzteil; Kommentare von gelöschtem Update-Artikel “Rucksack weg” hierher migriert~

Gestern sind wir mit dem Nachtbus von Buenos Aires nach Villa Ventana gefahren. Dreh- und Angelpunkt in Buenos Aires ist der Busbahnhof Retiro, mit über 200 Haltebuchten:

Man bekommt einen Abschnitt zugeteilt (z.B. 10 - 30) und muss dann schauen an welcher Bucht in diesem Abschnitt der Bus abfährt. Das wird ca. 20min vor Abfahrt auf den Monitoren angezeigt.

Retiro ist nicht nur riesig sondern auch sehr belebt:

Man muss also sehr gut auf seine Sachen aufpassen. Dass der Busbahnhof direkt neben dem größten Slum von Buenos Aires, der Villa 31, liegt macht die Sache nicht unbedingt besser. Auf dem Weg von der U-Bahn zum Busbahnhof gibt der Blick in die Seitenstraßen auf jeden Fall nicht das schönste Bild ab. Gerade wenn man, wie wir, mit dem Nachtbus fährt und spät Abends unterwegs ist, sollte man sehr wachsam sein.

Sobald der Bus vorfährt werden größere Gepäckstücke aufgegeben. Jedes davon bekommt eine Marke (ähnlich wie beim Fliegen), damit man einen Nachweis hat. Dann kann man sich auf seinen Platz setzen, den Sitz nach hinten lehnen und entspannen. Die Sitze lassen sich deutlich weiter umklappen wie im Flugzeug, sodass das eigentlich eine sehr angenehme Sache ist:

Man sollte nur sehr auf seine Wertsachen achten, damit sie einem keiner klaut während man schläft. Das heisst Gepäck immer auf den Schoß und evtl. noch eine Decke drüber um den Zugang zu erschweren.

Beim Aussteigen holt man sich dann sein Gepäckstück. Der Gepäckmann sollte dabei die Marke überprüfen, um sicherzustellen dass jeder Passagier auch das richtige Gepäckstück bekommt. Manche machen das aber nicht. Und dann kann folgeneds passieren.

Stell dir vor du stehst eines Morgens in Südamerika und hast plötzlich nur noch das was du am Leib trägst. So ging es mir heute Morgen als wir aus dem Nachtbus ausgestiegen sind und mein Rucksack im Gepäckraum des Busses nicht mehr aufzufinden war. Den Namen des Unternehmens, der ich diese Situation zu verdanken habe, möchte ich hier auch ausdrücklich erwähnen: Condor Estrella / Plusmar hat mein Gepäck verschlampt. Das war halt erstmal so richtig beschissen. Die beiden Busfahrer haben erstmal ein langes Gesicht gemacht und dann ein bisschen mit dem Hauptquartier telefoniert. Kam leider nichts bei raus und so haben sie uns bei unserer Unterkunft abgeladen und dem Chef dort die Situation erklärt. Wir hatten ein riesen Glück dass dieser extrem freundlich und hilfsbereit war und ausserdem noch relativ gut englisch konnte. Er hat sich den ganzen Morgen Zeit genommen um mit uns im Dorf rumzufahren und die Situation so weit möglich zu klären. Auf dem örtlichen Polizeiposten waren wir auch noch um uns das Verlorengehen für unsere Haftpflichtversicherung bestätigen zu lassen:

Der Tag war dann halt erstmal gelaufen, zumal es immer noch geschüttet hat. Erstaunlicherweise gibt es in dem kleinen Dorf Villa Ventana einen Tante-Emma-Laden in dem wir einen Stromadapter und ein USB-Ladegerät für’s Telefon bekommen haben. Jetzt sitzen wir erstmal für zwei Tage fest bevor es dann, zwangsweise mit der gleichen Busgesellschaft, nach Bahia Blanca geht. Das ist eine größere Stadt, in der wir hoffentlich die geklaute Ausrüstung wieder zusammen kriegen. Besonders ärgerlich ist es um das Laptop-Netzteil (ohne welches wir den Blog nicht fortführen können), unsere Reiseführer, meinen schönen neuen Cumulus-Daunenschlafsack, unser Camping-Kocher und -Geschirr (war ein Hochzeitsgeschenk und bisher auf jeder Reise mit dabei) und natürlich all die teuren Merino-Klamotten, die man so wenig waschen muss. Wir haben Wochen damit verbracht uns diese Ausrüstung zusammenzustellen und um jedes Gramm gekämpft - und jetzt ist sie einfach weg. Und zwar nicht mal weil wir unvorsichtig waren, sondern weil Condor Estrella sie vermutlich einfach jemandem anderen rausgegeben hat. Es ist einfach super ärgerlich. Andererseits ist es jetzt halt so und wir müssen schauen wie wir das Beste daraus machen können.

Das geht:

  • Nette Menschen die einem aus der Patsche helfen
  • Der Komfort in argentinischen Nachtbussen (selbst auf den billigen Plätzen noch deutlich besser als bei uns)
  • Der Ein-Zimmer-Polizeiposten in Villa Ventana

Das geht nicht:

  • Bei Starkregen unter der undichten Stelle im Busdach sitzen
  • Plötzlich ohne Rucksack und Klamotten dastehen
  • Sintflutartige Regenfälle in Kombination mit ungeteerten Straßen
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