Siete Tazas

von Achim

Der Parque Nacional Radal Siete Tazas befindet sich in der Nähe von Talca, einem Städtchen in ungefähr der Mitte von Chile. Die Anfahrt per Bus geht über Molina, von wo aus eine ca. 55km lange Straße zum Parkeingang führt. Die veranschlagte Reisezeit mit dem Bus für diese Strecke beträgt ungefähr 2,5h. Das liegt daran dass die Hälfte der Strecke ungeteert und in schlechtem Zustand ist. Es hilft natürlich nicht wenn dann auch noch der Bus in einer Baustelle schlapp macht:

Kein Problem, denn nach 1,5h kam bereits der nächste Bus durch und hat uns den Rest der Staubpiste bis an unser Ziel in den Camping-Bereich “Parque Ingles” nahe des Nationalparks gebracht. Dort angekommen waren wir erstmal beeindruckt von der Schönheit des Rio Claros, der dort unter einer abenteuerlichen Holzbrücke durchfließt:

Rio Claro ist in der Tat der passende Name für diesen Fluss.

Heute morgen sind wir dann die 4km auf der Staubstraße zum Parkeingang gelaufen. Für 5000 CLP bekommt man als Ausländer Zutritt zum Nationalpark:

Super, immerhin “nur” das Doppelte wie die Einheimischen und nicht das 20-fache wie am Taj Mahal. Auch wenn man es sich als Deutscher immer noch gut leisten kann halte ich nicht viel von diesem diskriminierenden Preis-Modell, welches in Südamerika jedoch recht verbreitet zu sein scheint.

Die “sieben Tassen” (Siete Tazas) des Rio Claro sind nicht weit vom Eingang des Parks entfernt:

Ein weiterer Höhepunkt des Parks ist der 50m hohe Wasserfall Salto La Leona:

Unter dem Wasserfall herrschte rege Picknick-Stimmung und viele Leute haben sich in dem klaren Wasser abgekühlt.

Am Abend haben wir uns dann noch zum Sternegucken an den Fluss bei uns am Zeltplatz gesetzt:

Leider beherrschen wir die Kunst der Nachthimmel-Fotografie nicht (im Gegensatz zu anderen), denn hier sieht man mindestens doppelt so viele Sterne als bei uns Zuhause.

Das geht:

  • Super klares Wasser
  • Nachthimmel mit Millionen von Sternen
  • Imbissbude die Honigbrot verkauft

Das geht nicht:

  • Sonderpreise für Ausländer
  • Fast Steine an den Kopf geworfen bekommen - Kinder, wollt ihr nicht woanders spielen?
  • Leute die einen Nachts mit der Taschenlampe anleuchten, am besten noch direkt in die Augen
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Icalma

von Achim

Icalma ist ein sehr kleines Dörfchen, welches uns von einer chilenischen Familie in Bahia Mansa empfohlen wurde. Da uns die Bilder im Internet gefallen haben und es in der Nähe war, sind wir hingereist. Auffällig war erstmal die hohe Anzahl an Zeltplätzen. Das liegt vermutlich daran dass es hier recht warm ist und Icalma zudem an einem See liegt. Und die Campingplätze waren alle ziemlich voll - europäischer Standard, quasi. Anders wie in Europa kam aber gefühlt jede halbe Stunde jemand vorbei um einem Tortillas, Sopapillas, Kuchen, Schlüsselanhänger, Taschen oder sonstwas anzubieten. Verhungern muss hier also niemand.

Höhepunkt ist also der See, an dem sich alle Grillwürstchen mit Seezugang aufhalten. Ausserdem kann man Kajaks mieten:

Wir dachten uns hier kann man bestimmt irgendwo toll vom Berg runterschauen und haben uns deshalb in der Mittagshitze auf den Weg gemacht. Blöd nur dass der Weg über Privatgelände ging und man einen völlig überzogenen Preis von uns verlangt hat. Also sind wir stattdessen einfach die Straße entlanggelaufen, welche auch schöne Aussichten bescherte:

Zudem bekamen wir den Tipp von Einheimischen dass es weiter hinten noch einen Zugang gäbe, der nicht über Privatgelände führe. Also sind wir bis zur argentinischen Grenze gelaufen und dann links in einen Feldweg abgebogen:

Kurz vor dem Aussichtspunkt war dann aber ein geschlossenes Tor mit einer Frau die wieder Geld kassierte, wegen Privatgelände. Da uns die Nummer dann aber doch zu blöd wurde, haben wir den Aussichtspunkt einfach sausen lassen und haben die öffentlichen Wege benutzt. Darüber war manch einer wohl ziemlich erstaunt:

Wir haben auch so die Gegend genießen können:

Das geht:

  • Putzfrauen, die ihre Arbeit mit Leidenschaft erledigen
  • Günstige Zeltplätze mit Seezugang
  • Campingtisch mit Schattendach

Das geht nicht:

  • Pizza ohne Tomatensoße - wir dachten das wäre eine argentinische Eigenheit
  • Nur zwei Busse am Tag, davon einer um 6:30 morgens
  • Überall Wegezoll verlangen
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Melipeuco

von Achim

Wir hatten eigentlich vor in den Nationalpark Conguillo zu gehen. Das es sich allerdings als recht schwer herausgestellt hat, mit dem Bus und ohne Zeltplatzreservierung dorthin zu kommen, haben wir uns für eine alternative Route nach Icalma entschieden. Zwischenstop dafür war Melipeuco. Dieser Ort liegt südlich des Nationalparks Conguillo und ziemlich nah am Vulkan Llaima:

Die Besitzer des Zeltplatzes in Melipeuco, bzw. ihr Hund, hatte gerade einen frischen Wurf. In Anbetracht der vielen Straßenhunde hier nicht gerade das was Chile braucht, aber trotzdem sehr herzig. Die Kleinen haben wild in der Gegend herumgetollt:

Es blieb kein Schuhbändel und Hosenbein unangeknabbert von den kleinen Wollknäulen:

Am Tag darauf fuhr unser Bus nach Icalma erst sehr spät. Daher hatten wir noch genug Zeit den Wasserfall des Truful Truful zu besuchen:

Der Truful Truful ist ein Fluß, der teils durch ein Lavabett fließt. Am Ufer des Flußes haben wir wieder eine der bunten Eidechsen gesehen, die sich hier wohl sehr wohl fühlen:

Ein Stück weiter unten, an der Straße nach Icalma, konnten wir einen erkalteten Lavastrom des Vulkans Llaima sehen. Sein letzter Ausbruch war im Jahr 2008:

Da will man nicht unbedingt sein Haus im Weg stehen haben.

Das geht:

  • Günstiges Frühstück mit hausgemachter Marmelade und selbstgebackenem Brot - eine willkommene Abwechslung zu unserem täglichen Standard aus Pulver-Milch, Haferflocken und Chocos/Granola
  • Kleine Hundekinder die verpeilt durch die Gegend laufen und allerlei Blödsinn machen
  • Dass die frisch gewaschenen Sachen hier ruckzuck trocken sind

Das geht nicht:

  • Churrascos mit Fleisch so zäh wie eine Schuhsohle
  • Touristenaufschlag beim Kuchenpreis
  • Leute, die erst helfen den Tourismus in Chile zu entwickeln und sich dann beschweren dass hier auf einmal so viel los ist
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Villarica

von Achim

Die letzten zwei Tage haben wir in Villarica verbracht um mal wieder ein bisschen Pause zu haben, Internet und ein sauberes Klo. Das kleine Städtchen in Nähe des gleichnamigen Vulkans und Sees ist eigentlich recht ruhig und sehr schön gelegen. Es gibt dort eine recht großen “Indianer”-Handwerksmarkt. “Indianer” in Anführungszeichen weil das eher wie ein Aufhänger wirkt und ich sehr bezweifle dass da so viel Indianer drin steckt wir drauf steht. Aber sie hatten u.a. diese coole Hütte:

Da konnte man ein paar Sachen zum Essen bestellen. Die Gerichte wurden von ein paar Mapuche Indianerfrauen zubereitet, wirkten aber ebenfalls nicht sonderlich indianisch, sondern eher wie das was man so auch aus den Restaurants und Fressbuden hier kennt.

Nichtsdestotrotz wurde das Brot auf sehr urpsrüngliche Weise gebacken, nämlich in der Glut:

Die Fladen kamen in die Glut und wurden dann von oben auch noch mit Glut und Asche bedeckt. Nach 15 - 20min waren sie dann fertig. Und sie waren total lecker!

Eine Hassliebe auf dieser Reise habe ich ja zu meinen Wanderschuhen entwickelt. So froh ich um sie bin wenn es matschig und nass wird, meistens fühlen sie sich einfach super klobig und unangebracht an. So als ob man mit einem Panzer zum Brötchen-Kaufen fährt. Da es nun wieder deutlich trockener und wärmer ist, hatte ich schon seit ein paar Tagen damit geliebäugelt endlich wieder ein paar normale “leichte” Schuhe zu kaufen. Ich hatte extra mein altes runtergerocktes Paar Adidas von Zuhause mitgenommen, aber das wurde ja mitsamt meinem Rucksack vor zwei Monaten geklaut. In Villarica bin ich dann auf einen vielversprechenden Laden gestoßen in dem ich dann endlich erfolgreich war:

Ich freue ich schon extrem darauf nun nicht mehr wie Godzilla durch die Gegend trampeln zu müssen.

Das geht:

  • Dass es wieder so warm ist dass ich meinen zweiten Schlafsack verschenken konnte und sich der Empfänger, einer von den Ökotourismus-Studenten vom El Cañi, riesig darüber gefreut hat - und ich habe wieder mehr Platz im Rucksack und weniger Gewicht (tut mir leid mein guter Waterdog Spur 250, ich werde dich nicht vermissen)
  • Die zurückgewonnene Leichtfüßigkeit und den Untergrund wieder spüren zu können
  • Sonnenuntergang am Vulkan Villarica

Das geht nicht:

  • Mit Schuhgröße 45 versuchen in Chile Schuhe zu finden - dank der geduldigen Verkäuferin hat’s aber doch noch geklappt
  • Postkarten in Chile finden - die wurden vermutlich alle durch WhatsApp und Instagram verdrängt
  • Eine Internetverbindung bei der die Bytes reingetröpfelt kommen - in Villa O’Higgins konnte ich das ja verstehen, dort hatten sie den sehr passenden Spruch an der Wand: “Remember how hard it was to get here, sometimes our WIFI feels the same”
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Santuario El Cañi

von Achim

In unserem Reiseführer haben wir vom Santuario El Cañi gelesen. Dabei handelt es sich um ein privates Reservat, das von einer kleinen Gruppe ortsansässiger Leute in der Nähe von Pucon verwaltet wird. Das Schutzgebiet entstand um das Gebiet vor den Einflüssen der Forstwirtschaft zu schützen.

Herzstück des Gebiets ist ein Araucaria-Wald, durch den ein Wanderweg bis zum Berggipfel führt. Aber schon weiter unten kann man die Schönheit der Natur bewundern:

Der Weg ist anfangs recht steil. Man hat aber immer wieder hübsche Ausblicke ins Tal. Zudem gibt es viele schöne Blumen am Wegesrand:

Bis zum Gipfel sind es ca. 9km und wir haben uns ziemlich Zeit gelassen. Oben angekommen hatten wir einen fantastischen Panomrama-Blick über den Araucaria-Wald:

Wieder sehr prominent waren die Vulkane Lanin, Quetrupillán und Villarica, welche wir schon zwei Tage vorher vom Cerro San Sebastian aus gesehen haben. Wenn man um die Ecke lugt, sieht man auch noch den Vulkan Llaima.

Während des Aufstiegs haben wir unglaublich viele Eidechsen gesehen und auch auf dem Gipfel haben die agilen Reptilien die Sonne genossen:

Nach einem guten Vesper ging’s dann wieder an den Abstieg. Nur eine halbe Stunde vor dem Gipfel befindet sich eine kleine Hochebene mit zahlreichen kleinen Seen, welche man zum Teil auch vom Gipfel aus sehen kann. Wir wollten die 40min. für den Seerundweg noch investieren. Das wurde uns mit schönen Aussichten und totaler Einsamkeit gedankt:

Die umgefallenen Baumstämme sehen mit ein wenig Fantasie aus wie die Gerippe von riesigen Seeungeheuern:

Beim Abstieg hatten wir nochmal einen richtig guten Blick auf den Vulkan Villarica mit seiner kleinen Rauchwolke:

Eine anstrengende, aber auch sehr schöne Wanderung.

Das geht:

  • Örtlich verwaltetes Schutzgebiet unter Einbezug der lokalen Bevölkerung, welches sich nicht nur des Naturschutzes, sondern auch der Weiterbildung der Besucher verschrieben hat
  • Klo mit Licht und Seife; Dusche mit Licht, am zweiten Tag sogar warm
  • Super klarer Sternenhimmel

Das geht nicht:

  • Hunde die den ganzen Tag an einer viel zu kurzen Leine hängen und aus Frust heraus die ganze Zeit bellen, natürlich auch Nachts
  • Nacktschnecken im Bad
  • Seit Tagen kein Spiegel für die Gesichtspflege
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